schachverein bad mergentheim

Schach: DOG ist Deutscher Vizemeister

Die Schulschachmannschaft des Deutschorden-Gymnasiums (DOG) Bad Mergentheim erkämpfte bei den Deutschen Schulschachmeisterschaften, die in Waldeck am Edersee ausgetragen wurden, den Vizetitel. Von den ursprünglich über 1000 Gymnasien, die am Wettbewerb teilnahmen, hatten sich die 18 besten über die Schulamtsbezirke, das Oberschulamtsfinale und das Landesfinale qualifiziert.

Für das DOG gingen Philipp Schmitt (Jahrgang 1993), Jürgen Pfleger (1995), Kevin Mühlbayer (1993) und Katrin Schmitt (1995), die alle aktive Jugendspieler der Schachfreunde Anderssen sind, an die Bretter. Sie starteten in der Wettkampfgruppe III (1993 und jünger). Ungewohnt für alle war die Bedenkzeit von nur einer Stunde je Spieler und Partie mit Schreibpflicht bis fünf Minuten vor Ende der Zeit. In 4 Tagen wurden 7 Runden gespielt.

Gegner der ersten Runde war die Dathe Oberschule Berlin. Eigentlich sollte dieser Kampf die Mergentheimer vor keine allzu großen Probleme stellen, da das Berliner Team nur mit 3 Mann antreten konnte und das DOG-Team somit von vornherein mit 1: 0 in Führung lag. Katrin Schmitt erhöhte ohne große Mühe auf 2 : 0, bevor das Mergentheimer Spitzenbrett Philipp Schmitt den Mannschaftssieg mit einem „Sicherheitsunentschieden“ herstellte. Dass dies sinnvoll war, zeigte sich spätestens dann, als Jürgen Pfleger am zweiten Brett für seine zweifelhafte Eröffnungsbehand-lung und den damit verbundenen erhöhten Zeitverbrauch bestraft wurde und das Matt nicht verhindern konnte. Die Berliner mussten sich demgemäß lediglich mit 2,5 : 1,5 geschlagen geben.

Bereits ab der zweiten Runde wurde es für die Badestädter ernst. Man traf auf das Gymnasium Nidda (Hessen), das den ersten Kampf mit 4 : 0 Punkten gewonnen hatte. Das DOG konnte überzeugen und ließ dem hessischen Vertreter keine Chance. Der Gegner von Katrin Schmitt war überfordert und musste schnell aufgeben. Auch die Siege von Philipp Schmitt und Kevin Mühl- bayer zum 3: 0 Zwischenstand waren überzeugend herausgespielt. Immerhin konnte Nidda am zweiten Brett im Duell zweier gleichwertiger Spieler das „Ehrenremis“ holen. Auch für Jürgen Pfleger war das Remis in Ordnung, da er in den beiden vergangenen Jahren gegen diesen Spieler jeweils verloren hatte. Ergebnis 3,5 : 0,5 für Mergentheim.

Richtig problematisch wurde es für die Mergentheimer in der dritten Runde gegen Aschaffenburg. Nachdem Jürgen Pfleger in einer Partie, in der er die notwendige Aggressivität vermissen ließ, relativ frühzeitig im Endspiel Remis machte, waren die anderen drei Partien bis aufs Messer umkämpft. Die Entscheidung fiel in drei dramatischen Zeitnotschlachten, in denen kein Spieler mehr als zwei Minuten Restbedenkzeit zur Verfügung hatte. In größter Zeitnot unterbreitete Philipp Schmitt seinem Gegner ein Remisangebot, da er davon ausging, dass an den restlichen beiden Brettern zumindest 1,5 Punkte geholt würden. Nachdem auch Katrin Schmitt und ihre Gegnerin die Entscheidung durch Zeitüberschreitung vermieden und sich auf Remis geeinigt hatten, war die endgültige Endscheidung der Partie zwischen Kevin Mühlbayer und Janek Schwind vorbehalten. In einem Endspiel, in dem Kevin Turm und Bauer gegen Turm hatte, fiel dem Gegner das Blättchen. Der Schiedsrichter entschied nach Blättchenfall auf Unentschieden, da die Stellung objektiv Remis war. Diese Entscheidung ist zumindest diskussionswürdig, da Kevin nicht auf Zeit spielte und es bei Zeitüberschreitung nicht auf die Beurteilung der Stellung ankommt. Statt eines Mannschaftssieges gab es nur ein unglückliches 2 : 2 Unentschieden für die Taubertäler!

In der vierten Runde kam es dann zur vorentscheidenen Begegnung mit dem Carl Zeiss Gymnasium Jena. Der Mannschaftskampf begann für Mergentheim äußerst erfreulich. Philipp Schmitt, der insgesamt ein ausgezeichnetes Turnier spielte, konnte das DOG am Spitzenbrett souverän mit 1 : 0 in Führung bringen. Jürgen Pfleger hatte sich gegen den starken Bajar Saran eine Gewinnstellung erarbeitet, und an den beiden restlichen Brettern sah es auch nicht schlecht aus. Bedauerlicherweise spielte Jürgen – wie auch in den ersten drei Runden – entgegen seiner sonstigen Gewohnheit viel zu zurückhaltend. Die fehlende Aggressivität führte zu einer sich ständig verschlechternden Stellung, die verbunden mit Zeitnot den 1 : 1 Ausgleich für Jena brachte. An Brett 3 und 4 kam es wieder zu heißen Zeitnotduellen. Katrin Schmitt einigte sich mit ihrem Gegner auf unentschieden, da zu diesem Zeitpunkt Kevin Mühlbayer jedenfalls nicht in Verlustgefahr zu sein schien. Beim Stand von 1,5 : 1,5 spielten die Kontrahenten am dritten Brett solange, bis Kevin noch Läufer und Bauer gegen Turm hatte eine Stellung, die absolut Remis war. Der Gegner von Kevin versuchte nunmehr rund 70 Züge lang, durch Zeitspiel die Partie zu gewinnen. Kevin reklamierte beim Schiedsrichter dieses Zeitspiel, der jedoch nicht eingriff. Zehn Sekunden vor Zeitablauf stellte Kevin den Läufer ein und verlor dann die Partie. Der Schiedsrichter entschied auf Partieverlust, obwohl nach Auffassung der Mergentheimer Betreuer spätestens nach 50 Zügen, ohne dass eine Figur geschlagen oder ein Bauer gezogen wurde, der Schiedsrichter bei fehlenden Gewinnversuchen des Gegners hätte auf Remis entscheiden müssen. Damit war Kevin zum zweiten Mal Opfer einer mehr als zweifelhaften Schiedsrichterentscheidung. Nach der knappen 1,5 : 2,5 Niederlage gegen Jena schien es praktisch ausgeschlossen, dass die Mergentheimer noch einen der vorderen Plätze belegen können.

Ab der fünften Runde wurde seitens der Taubertäler insbesondere auch von dem bisher sehr zurückhaltenden Jürgen – nicht mehr ängstlich, sondern nur noch Angriffsschach gespielt. Erstes Opfer des erwachten Kampfgeistes des DOG-Teams war der Vorjahresmeister, das Gymnasium Athenaeum Stade, das zu den stärksten Mannschaften im Turnier zählte. Kevin Mühlbayer war aufgrund der Schiedsrichterentscheidung gegen ihn verständlicherweise etwas von der Rolle und verlor schnell. Nach diesem 0 : 1 Rückstand ließen die Badestädter den Niedersachsen allerdings keine Chancen mehr. Philipp Schmitt glich erneut mit einer überzeugenden Leistung zum 1 : 1 aus, dem Jürgen Pfleger das 2 : 1 und Katrin Schmitt das 3 : 1 folgen ließen. Eine blendende Leistung des DOG-Teams.

In der vorletzten Runde traf man auf das Gymnasium Altenholz. Diese Auslosung gefiel den Mergentheimern nicht besonders gut, hatte man doch mit den sympathischen Schülern aus Schleswig-Holstein im Verlauf des Turniers eine freundschaftliche Beziehung aufgebaut. Die Sympathien für die Altenholzer änderten nichts daran, dass Mergentheim auch in dieser Begegnung nichts anbrennen ließ und die geringen Chancen auf einen Spitzenplatz wahrte. Dem sicheren 1 : 0 durch Katrin Schmitt folgte umgehend das 2 : 0 durch Jürgen Pfleger. Philipp Schmitt stellte dann den Mannschaftssieg mit einem Unentschieden sicher, bevor Kevin Mühlbayer mit einem weiteren Remis in absoluter Zeitnot zeigte, dass er inzwischen die umstrittenen Schiedsrichter-entscheidungen verdaut hatte.

Vor der letzten Runde führte das Carl Zeiss Gymnasium Jena mit 11 : 1 Mannschaftspunkten vor dem Titelverteidiger Athenaeum Stade und dem DOG-Team, die beide 9 : 3 Mannschaftspunkte hatten, wobei das DOG die etwas schlechtere Brettpunktezahl aufzuweisen hatte. Die Hoffnung der Verfolger auf einen Ausrutscher von Jena erfüllten sich nur fast. Jena geriet zwar mit 0 : 1 gegen das Gymnasium Ahlen in Rückstand, konnte aber doch noch ein 2 : 2 unentschieden und damit den Deutschen Meistertitel 2008 erringen. Für die Taubertäler ging es nun darum, den Titelverteidiger noch zu überholen und noch deutscher Vizemeister zu werden. Die Mergentheimer taten das ihrige hierfür und siegten souverän 4 : 0 gegen das Saarländische Team aus Völklingen. Dabei brachte Jürgen Pfleger mit seinem dritten Sieg in Folge das Team mit 1 : 0 in Führung; bedauerlich, dass er nicht von Anfang an so überzeugend spielte wie in den letzten drei Runden. Gewohnt sicher erhöhte Katrin Schmitt auf 2 : 0, bevor es wieder einmal Philipp Schmitt vorbehalten war, am Spitzenbrett mit dem 3 : 0 , den Sieg sicherzustellen. Kevin Mühlbayer tat noch etwas für das Brettpunkte-verhältnis, indem er den Punkt zum 4 : 0 Endstand beisteuerte. Als Mergentheim mit 4 : 0 gewonnen hatte, führte Stade bereits 2: 0 gegen Nidda. Das DOG musste nun hoffen, dass in den letzten beiden noch laufenden Partien Stade einen Brettpunkt abgeben würde. Am dritten Brett wurde unentschieden gespielt. Die von den Badestädtern umjubelte Entscheidung fiel am Spitzen- brett. Dem Spieler aus Stade gingen in absoluter Gewinnstellung die Nerven durch. Als er sich einzügig von seinem Kontrahenten aus Nidda matt setzen ließ, war für das DOG-Team nun doch der deutsche Vizemeistertitel gesichert. Ein Ergebnis, welches man aufgrund der unglücklichen Punktverluste in der dritten und vierten Runde nicht mehr für möglich gehalten hatte.

Die DOG-Schachcracks erhielten bei der Siegerehrung für ihre tolle Leistung einen riesigen Mannschaftspokal sowie Einzelpokale und Urkunden für jeden Spieler.

Mit 4 Siegen und 3 Remis hatte Philipp Schmitt am Spitzenbrett keine einzige Partie verloren und mit 5,5 Punkten das beste Ergebnis aller 18 Mannschaften der „Spieler am 1. Brett“ erkämpft. Katrin Schmitt erzielte mit 6 Punkten das beste Ergebnis aller „Spieler am 4. Brett“ . Auch sie hatte keine einzige Partie verloren; sie punktete mit 5 Siegen und 2 Remis. Als Sonderpreis für diese beeindruckende Leistung wurden die Geschwister jeweils noch mit einem weiteren Pokal geehrt.

Abschlußtabelle