schachverein bad mergentheim

Knapp gewonnen ist auch gewonnen

Das Atrium der Hochschule Heilbronn bot ungewöhnliche Perspektiven auf die Spiele der 2. Schachbundesliga Süd des vergangenen Wochenendes.

Am vergangenen Wochenende holten die Schachfreunde Anderssen Bad Mergentheim beim Doppelrundenspieltag der Zweiten Bundesliga Süd in Heilbronn gegen starke Gegner zwei knappe, verdiente und wichtige Siege. Die Badestädter sind nun mit 7 von 8 möglichen Punkten sogar Favorit im Kampf um den Meistertitel.

Am Samstag fanden sich die Schachfreunde ungeahnt in der Favoritenrolle gegen die Reserve des Erstligisten Viernheim, da diese wohl wegen des widrigen Wetters nicht in Bestbesetzung antreten konnten. Selbst trat man stark an, lediglich der nach einer starken Erkältung noch angeschlagen wirkende Petr Neuman machte Mannschaftsführer Johannes Raps vor Matchbeginn etwas Sorgen.

Leider verlor Neuman seine Partie recht schnell, allerdings konnten die Schachfreunde postwendend ausgleichen. Timothe Razafindratsima riskierte viel, als er einen Königsangriff mit dem Vorstoß eines Freibauerns kombinierte und dabei seine eigenen hängenden Figuren völlig ignorierte. Zurecht, wie sich herausstellen sollte. Ein wichtiger früher Ausgleich, denn nun konnten seine Mannschaftskollegen ihr Spiel ruhig und ohne großes Risiko fortsetzen.


Es trudelte ein paar Remis ein, bevor am Spitzenbrett Valery Kazakovskiy seiner Favoritenrolle gerecht wurde und trotz des leichten Nachteils der schwarzen Steine gegen die deutsche Nationalspielerin Dinara Wagner gewann. An den restlichen Brettern standen die Bad Mergentheimer eher besser. Es brannte auch nichts mehr an, und schon bald stand der knappe, aber nach dem frühen Ausgleich an sich ungefährdete 4,5:3,5-Sieg gegen den Tabellenführer fest.


Nahezu spiegelbildlich verlief am Sonntag die Begegnung gegen starke Walldorfer. Auch hier geriet Bad Mergentheim früh in Rückstand, als der in der gesamten letzten Saison noch unbesiegte Alexander Gasthofer nach einer völlig verkorksten Eröffnung schnell unerwarted verlor. Und umgehend folgte der Ausgleich durch einen Sieg des erstmals eingesetzten fünfzehnjährigen Schachtalents Jachym Nemec, der eine Ungenauigkeit seines Gegners Oswald Gschnitzer in Zeitnot eiskalt ausnutzte.


Weiter ging es nach Drehbuch des Vortags. Hier und da ein Remis, dann schlug Valery Kazakovskiy wieder zu. Lange sah es so aus, als könnte sein Gegner Gergely Aczel das Spiel ausgeglichen halten, doch beim Lavieren im Endspiel setzte der an der magischen ELO-Grenze von 2600 kratzende Spitzenspieler der Schachfreunde seine nominelle Überlegenheit gekonnt in den vollen Punkt um. Gekrönt wurde das spannende und ausgekämpfte Match in der letzten Einzelpartie durch ein geradezu studienhaftes Patt-Remis des Walldorfers Julius Muckle, das dieser nach weit über hundert Zügen gegen den unbedingt gewinnen wollenden Mergentheimer Timothy Razafindratsima aufs Brett zauberte.


Bei den zwei 4,5:3,5-Siegen und 4:0 Punkten gegen starke Gegner sahen die mitgereisten Anhänger herausragendes Schach auch der jeweiligen Gegner. Da nicht nur schönes, sondern zudem erfolgreiches Schach geboten wurde, ist Bad Mergentheim nach vier von neun Runden plötzlich Titelfavorit. Viernheim II steht zwar weiterhin an der Tabellenspitze, hat aber bei ebenfalls 7 Punkten bereits ein Spiel mehr ausgetragen. Das kann sich bereits in der nächsten Doppelrunde Anfang Februar in Mainz ändern, wenn die Schachfreunde mit Tabellen-Schlusslicht Cannstatt und Schönaich auf zwei schlagbare Teams treffen.

07.12.2023