schachverein bad mergentheim

Sieg gegen direkten Konkurrenten

Im Abstiegskampf der Schachbundesliga hatten es die Schachfreunde am vergangenen Wochenende mit zwei völlig unterschiedlichen Gegnern zu tun. Zuerst am Samstag ging es gegen den Titelverteidiger und damit haushohen Favoriten SC Viernheim und am Sonntag gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf SC Heimbach-Weis, der auch Ausrichter der Doppelrunde war. Die Ausgangslage war damit klar: Hoffen auf ein Wunder am Samstag und Schicksalsspiel am Sonntag.

Diese Ausgangslage verbesserte sich nicht unbedingt, als der Schiedsrichter die Startaufstellung der Viernheimer sah: An sieben von acht Brettern traten die Meister mit Spielern der absoluten Weltklasse an, von denen jeder nominell stärker war als der beste Spieler der Bad Mergentheimer. Komplettiert wurde diese eindrucksvolle Phalanx am achten Brett von der deutschen Nationalspielerin Dinara Wagner.

Interessanterweise sah es nach ca. zwei Stunden Spielzeit gar nicht so schlecht aus. Am achten Brett zeichnete sich für unseren Jugendspieler Jakub Kusa mit den schwarzen Steinen bereits eine vorteilhafte Stellung ab, als seine Gegnerin Dinara Wagner „Gespenster sah“ und einen vermeintlichen Mattangriff abbrechen musste. Alle anderen Partien konnten bis dahin ausgeglichen gehalten werden. Tatsächlich gewann Kusa seine Partie recht schnell und leicht. Leider kippten währenddessen andere Begegnungen, wie es nun einmal gegen nominell stärkere Gegner so oft der Fall ist. Diesen Weltklassespielern reichen schon kleinste Ungenauigkeiten zum Vorteil, den sie dann nicht mehr aus der Hand geben und sicher zum Sieg verwerten.

Nach Tomas Laurusas mit seiner gewohnt soliden Spielanlage schafften lediglich Petr Neuman, der eine Figur für mehrere Bauern geopfert hatte, und am ersten Brett Valeriy Kazakovskiy, der seine aktuell starke Form gegen die ehemalige Nummer Drei der Welt Mamedyarov mit einem ungefährdeten Remis eindrucksvoll bestätigte, noch ein Remis. Alle anderen verloren – nicht unbedingt immer verdient, sondern weil sie ihre ausgeglichenen Stellungen überreizten und dann ausgekontert wurden.

Die 2,5:5,5-Niederlage fiel deutlicher aus als der spielerische Unterschied an diesem Tag war. Deshalb gingen die Bad Mergentheimer recht zuversichtlich ins ungleich wichtigere Match am Sonntag gegen die Schachstrategen des Neuwieder Ortsteils Heimbach-Weis. Leider hatten diese ihre erste Partie des Spieltags gegen das nicht in Bestbesetzung antretende Dresden gewonnen. Ein Sieg gegen die nach Wertungszahl etwa gleich starken Rheinländer musste also unbedingt her. Mit einer Niederlage wäre der Abstieg fast schon besiegelt gewesen, da auch andere Abstiegskandidaten punkten konnten.

Die Nerven hielten in der lange ausgeglichen verlaufenden Begegnung. Mamdyarov war just im Nachbarkampf mit einem lauten Knall vom Stuhl gefallen, als in der Zeitnotphase die Partien zugunsten der Schachfreunde kippten. Wieder einmal waren es die beiden tschechischen Jugendspieler Jachym Nemec (Angriffspartie aus einem Guss) und Jakub Kusa (überlegene Endspielführung), die nervenstark an den letzten beiden Brettern ganze Punkte holten. Mannschaftsführer Johannes Raps zitterte noch ein, zwei Stunden mit den vorderen Brettern mit, bis die brenzligen Situationen dort überstanden waren und ins Remis versandeten.

Leider brachte der erhoffte Sieg nicht den Befreiungsschlag im Abstiegskampf, da die anderen Teams des unteren Tabellendrittels ebenfalls punkten konnten. Neben Heimbach-Weis konnte auch Deggendorf einen Sieg einfahren. Mülheim blieb zwar ohne Punkte, kann aber für die entscheidenden Spiele notfalls auf einen starken Kader zurückgreifen. Bad Mergentheim und diese Teams sowie das durch zwei Niederlagen an diesem Wochenende nach unten gerutschte Bayern München haben alle höchstens sechs Punkte auf dem Konto.

Von diesen fünf Mannschaften werden mit ziemlicher Sicherheit zwei weitere den bereits abgestiegenen SK Kiel in die Zweite Liga begleiten. Zwar werden alle Konkurrenten Bad Mergentheims noch gegeneinander spielen und somit zwangsläufig Punkte holen, aber dennoch haben es die Schachfreunde in den letzten fünf Runden immer noch selbst in der Hand, die Liga zu halten. Immerhin belegten sie, obwohl vor der Saison als krasser Außenseiter Gehandelter, noch nie einen Abstiegsplatz.

Vielleicht gelingt der Befreiungsschlag bereits in der nächsten Doppelrunde daheim am 22.03./23.03. im Gemeindehaus Löffelstelzen. Gegen den souveränen Spitzenreiter Düsseldorf wird es sicher „auf die Mütze geben“, aber Solingen ist durchaus schlagbar. Die Schachfreunde und Löffelstelzen erwarten wieder zahlreiche Zuschauer, die die Heimmannschaft unterstützen.

06.05.2025