schachverein bad mergentheim

Schachfreunde steigen aus der Schachbundesliga ab

Petr Neuman in seiner letzten Turnierpartie

Die erste Saison der Schachfreunde Anderssen Bad Mergentheim in der Schachbundesliga endete trotz des guten Saisonauftakts, wie es in der stärksten Liga der Welt nicht anders zu erwarten war, doch mit dem Abstieg. Ein Punkt am vergangenen Wochenende war zu wenig, da die Konkurrenz in Bestbesetzung im gemeinsam ausgetragenen Finale in Deggendorf punkten konnte. Dennoch blicken die Bad Mergentheimer auf eine gelungene Saison zurück.

Die Ausgangslage für die Bad Mergentheim war vor dem Wochenende klar: In den beiden Spielen gegen Dresden am Freitag und Hamburg am Samstag musste mindestens ein Sieg her, um überhaupt noch Chancen zu haben. Die Konkurrenz gegen den Abstieg hatte nämlich ein Spiel mehr, spielte zudem untereinander und würde sicherlich in Bestbesetzung gegen bereits gesicherte und möglicherweise wenig motivierte Teams antreten.

Auf letzteres hofften auch die Schachfreunde im Spiel gegen das im Niemandsland der Tabelle platzierte Dresden, das aber leider nahezu alle ihre besten Spieler aufbot. Obendrein lag man schon bald mit 0:1 hinten, als Paulius Pultinevicius einen „vergifteten“ Bauern „fraß“ und im folgenden Angriff des Dresdners Pechac schnell und fürchterlich unter die Räder kam. Die Mannschaft erholte sich von dem Schock erstaunlich schnell und überstand diesmal sogar die Zeitnotphase, in der sie in früheren Begegnungen der Saison wichtige, sicher geglaubte Punkte liegen ließ. Leider war umgekehrt auch nicht mehr drin und die Partien dümpelten in Remisbreite wenig spannend vor sich hin.

Lediglich in Vyacheslav Ikonnikovs Partie hatte sich eine Stellung mit beiderseitigen Chancen entwickelt, in der man etwas riskieren konnte – und angesichts des Spielverlaufs auch musste. „Slava“ gelang es dann tatsächlich, sich stetig und geduldig weitere Vorteile zu erarbeiten. Den Schlusspunkt setzte er mit seinen perfekt zusammenspielenden Türmen in einem sehenswerten Mattangriff, der nur unter Figurenverlust abzuwehren war. Aufatmen beim gesamten Team, denn der eine Mannschaftspunkt beim 4:4-Endstand war zwar objektiv weniger als zuvor erhofft, aber das während der gesamten Begegnung drohende direkte Aus war noch einmal abgewehrt.

Es musste eben tags darauf gegen Hamburg ein Sieg her. Leider traten auch die Hamburger in Bestbesetzung und damit nominell deutlich stärker als Bad Mergentheim an. Und leider entwickelte sich der Spielverlauf analog zu dem des vorigen Tages gegen Dresden. Diesmal war es der Jugend-Europameister Timothe Razafindratsima, der bereits in der Eröffnung zu viel riskierte und überrollt wurde.

Also musste das Team wieder einem Rückstand hinterherrennen. Zudem zeichnete sich angesichts der laufenden Begegnungen der Konkurrenz ab, dass ein 4:4 nicht reichen würde zum Klassenerhalt. Mannschaftsführer Johannes Raps gab die Devise aus, mehr zu riskieren. Tomas Laurusas und Petr Neuman spielten nun entschlossen auf Angriff, gerieten dabei aber in Konter der routinierten Gegner. Der Mannschaftskampf gegen die mit Nationalspielern gespickten Hamburger war verloren – mit 2,5:5,5 deutlich zu hoch, und die Mannschaft war abgestiegen.

Dennoch kann der Bad Mergentheimer Schachclub zufrieden auf die Saison zurückblicken. Die Organisation der Reisen und Aufenthalte der Mannschaftskämpfe in ganz Deutschland war zwar ein Riesenaufwand, aber jede Runde saß die vor Saison geplante beste Mannschaft an den Brettern. Besonders stolz sind die Schachfreunde auf die reibungslose Ausrichtung der eigenen beiden Heimkämpfe im Januar und März im Gemeindesaal Löffelstelzen, die den lokalen Schachfans einmalige Erinnerungen mit Schach auf höchstem Niveau bot.

Nach dem starken Saisonauftakt mit drei von vier Punkten bestand berechtigte Hoffnung auf den Klassenerhalt. Gegen die vier absoluten Spitzenteams hatte man zwar schlicht keine Chance, aber ab Platz 5 der 16 Teams war in eigener Bestbesetzung mit etwas Glück jeder schlagbar. Ausschlaggebend für den Abstieg waren die beiden unnötig verlorenen Kämpfe in der Doppelrunde im Februar gegen die beiden direkten Konkurrenten im Abstiegskampf Mülheim und Kirchweyhe. Das war nicht mehr aufzuholen.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel und in den nächsten Tagen beginnt bereits die Planung für die kommende Saison mit der Meldung der Mannschaften. Der Club hat durchaus noch Reserven: Sehr erfreulich war das Abschneiden der anderen Mannschaften, die letztes Jahr ebenfalls aufsteigen konnten und sich tatsächlich alle in der höheren Klasse halten konnten. Unabhängig davon, wie es weitergeht, war dieses Jahr in der mit Abstand stärksten Liga der Welt der Höhepunkt der langen Vereinsgeschichte, der den Schachfreunden jedenfalls nicht mehr zu nehmen ist.

06.05.2025