|
Bronze für Bad Mergentheim bei Deutschen
Die DOG-Schachcracks erkämpften bei den Deutsche Schulschachmeisterschaften in Bad Homburg in einem äußerst starken Teilnehmerfeld die Bronzemedaille. Seit mittlerweile fünf Jahren sind Philipp Schmitt, Jürgen Pfleger, Kevin Mühlbayer und Katrin Schmitt – allesamt Schüler des Deutschorden-Gymnasiums (DOG) Bad Mergentheim und Mitglieder der Schachfreunde Anderssen – der Schrecken der deutschen Schulschacharena. Immer in der gleichen Besetzung und Aufstellung führte der Weg zum Titel in diesem Zeitraum nur über „die fürchterlichen Vier“ aus der Badestadt. Deutscher Meister 2006 in Bad Homburg (Wettkampf-gruppe IV), zweimal Deutscher Vizemeister in der WK III (2007 in Kiel und 2008 in Waldeck am Edersee), ein als relativer Misserfolg eingestufter 8. Platz im Vorjahr in Bad Homburg (WK II) und nunmehr erneut in Bad Homburg zum Abschluss Bronze in der WK II – mehr kann man eigentlich nicht erreichen! „Abschluss“ deshalb, weil Philipp Schmitt und Kevin Mühlbayer altersbedingt im nächsten Jahr nur noch in der WK I antreten dürfen und es in dieser WK keine deutsche Meisterschaft mehr gibt. Dass Jürgen Pfleger und Katrin Schmitt – beide 15-jährig – mit zwei anderen Schülern des DOG antreten werden, ist eher unwahrscheinlich, da die Erfolge des Teams auch aus der persönlichen Verbundenheit seiner Mitglieder resultieren.
Die erste Runde gegen das Schiller Gymnasium Bautzen (Sachsen) mit 4:0 war eine ebenso klare Angelegenheit wie das 3,5:0,5 in der zweiten Runde gegen das Gymnasium Bargteheide aus Schleswig-Holstein., wo lediglich Jürgen Pfleger ein Unentschieden zuließ.
Im Nachhinein vorentscheidend war die 3. Runde gegen das Athenaeum Stade (Niedersachsen), den deutschen Meister 2007. Es begann ausgezeichnet für die Badestädter. Jürgen Pfleger brachte das DOG überzeugend mit 1:0 in Führung und Katrin Schmitt erhöhte durch ein Remis auf 1,5:0,5. In den restlichen Partien kam es zu zwei dramatischen Zeitnotschlachten. Bei Kevin Mühlbayers Partie hatte sein Gegner einen unmöglichen Zug gemacht, was Kevin natürlich reklamierte und das kostete Zeit. Ärgerlich, dass bei Kevin Mühlbayer das Blättchen fiel, während sein Gegner auch nur noch 2 Sekunden auf der Uhr hatte. Stade hatte den Kampf mit Glück noch zum 2,5:1,5 gedreht. Die Tabellenführung der DOGler war dahin und Stade lag in Front.
In der 4. Runde traf man auf den Badischen Konkurrenten Goethe Gymnasium Karlsruhe, gegen den man bereits in der Landesqualifikation verloren hatte. Da die Karlsruher bei der deutschen Meisterschaft in Bestbesetzung spielten, glaubten sie an einen leichten Sieg gegen ihren württembergischen Gegner. Die wohl eher scherzhafte „Anregung“, für Karlsruhe schon vor Spielbeginn ein 4:0 in die Ergebniskarte einzutragen, motivierte die Bad Mergentheimer Truppe zu derart glänzendem Spiel, dass es tatsächlich ein 4:0 gab – allerdings für die Taubertäler! Damit rückte man auf den 2. Platz hinter den Titelverteidiger Lemgo vor.
Nachdem Lemgo (NRW) in der 4. Runde Stade mit 2,5:1,5 besiegte und damit den 1. Platz der Tabelle erobert hatte, kam es in der fünften Runde zum nach Auffassung der Schachexperten vorentscheidenden Duell zwischen Lemgo und den Badestädtern. Für das DOG-Quartett begann es schlecht, denn durch eine Niederlage von Katrin Schmitt am vierten Brett geriet das Team mit 0:1 in Rückstand. Danach drehten die Mergentheimer allerdings gehörig auf. Mit Kampfgeist und Können erzielte Kevin Mühlbayer den 1:1 Ausgleich, Philipp Schmitt brachte das Team gegen den starken Blübaum mit 2:1 in Führung. Der Versuch des Gegners von Jürgen Pfleger, eine tot unentschiedene Stellung zur Vermeidung der Mannschaftsniederlage noch zu gewinnen, führte dann zum Partie-verlust. Bad Mergentheim besiegte den amtierenden Deutschen Meister, der zugleich das nominell stärkste Team im Turnier war, mit 3:1 Punkten. Der DOG-Vierer war wieder Tabellenführer mit 8:2 Mannschaftspunkten vor Stade mit ebenfalls 8:2 Punkten – allerdings mit dem deutlich besseren Brettpunkteverhältnis. Der Titelgewinn war nahe!
In der vorletzten Runde wurden die Taubertäler gegen das Ohm Gymnasium aus Erlangen (Bayern) gelost, mit der 15-jährigen mehrfachen deutschen Meisterin und Spitzenspielerin Hanna-Marie Klek am ersten Brett. Obwohl die Mergentheimer an allen vier Brettern von der Wertungszahl her unterlegen waren, waren sie aufgrund des bisherigen Turnierverlaufs leicht favorisiert, doch letztendlich lief in diesem Mannschaftskampf alles schief. Ein Auftaktremis von Katrin Schmitt sollte der einzige halbe Punkt auf der „Habenseite“ bleiben. Der DOG-Mannschaftsführer Philipp Schmitt kam gegen Klek am Spitzenbrett schlecht aus der Eröffnung, so dass er die ganze Partie um das Remis spielte – letztendlich vergeblich. Noch übler ging es Jürgen Pfleger am zweiten Brett, der bis dahin im Gegensatz zum Vorjahr ein glänzendes Turnier gespielt hatte. Er beging einen fürchterlichen Eröffnungsfehler und stand nach nur sechs Zügen völlig auf Verlust. Sein Gegner ließ nichts mehr anbrennen und brachte sein Team uneinholbar mit 2,5:0,5 in Führung. Dass dann auch noch Kevin Mühlbayer die Waffen strecken musste, spielte nun auch keine Rolle mehr. Bad Mergentheim musste den Titel abschreiben.
Vor der siebten und letzten Runde führte Stade mit 10:2 Mannschaftpunkten vor Lemgo und Erlangen mit jeweils 9:3 und den Taubertälern mit 8:4 . Wer allerdings erwartet hatte, dass die Mergentheimer angesichts des verspielten Titels wie im Vorjahr zusammenbrechen und „nach unten“ durchgereicht würden, wurde überrascht. Das Gymnasium Kaiserslautern war den glänzend aufspielenden DOG'lern in allen Belangen unterlegen. Philipp Schmitt spielte die wohl beste Partie des ganzen Turniers und setzte seinen renommierten Gegner Martin Grünter, der zugleich die höchste Wertungszahl aller Spieler im Turnier besaß mit einer herrlichen Kombination matt. Kevin Mühlbayer erhöhte auf 2:0, Katrin Schmitt auf 3:0 und lediglich Jürgen Pfleger gestattete dem Gegner ein Remis. Ergebnis war ein 3,5:0,5 Sieg für den DOG-Vierer und zugleich ein toller 3. Platz in einer deutschen Meisterschaft, die an Dramatik kaum zu überbieten war. Es passt zu dieser Dramatik, dass der Tabellenführer Stade in der letzten Runde ebenfalls gegen Erlangen verlor und dem siegreichen Team aus Lemgo doch noch die Titelverteidigung ermöglichte.
Aus dem Bad Mergentheimer Team kann kein Spieler hervorgehoben werden. Das Team zeigte eine ausgeglichene Mannschaftsleistung. Alle 4 Spieler erkämpften jeweils 5 Punkte aus sieben Partien und trugen gleichermaßen zum Erfolg bei. Die Taubertäler spielten Kampfschach, wobei es bei den 28 Partien nur 4 Unentschieden gab. Lediglich 6 Partien gingen verloren. Zum Meistertitel gehört auch etwas Glück, wenn man auf die besten Länderteams Deutschlands trifft. Das DOG-Quartett hatte eine starke Leistung gezeigt, wobei der Titel nur ganz knapp verpasst wurde. Ein halber Brettpunkt mehr gegen Stade hätte gereicht. Hervorzuheben ist, dass Philipp, Jürgen, Kevin und Katrin die meisten Brettpunkte (20) aller Mannschaften erzielt hatten. Der dritte Platz ist als großer Erfolg zu werten.
|