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Schachfreunde setzen sich im Abstiegsduell durch
Die Reserve der Schachfreunde Anderssen Bad Mergentheim bewies am Sonntag im Endspiel gegen den Abstieg aus der Verbandsliga Nordbaden stahlharte Nerven und besiegte Gastgeber Leimen in einem dramatischen Krimi mit 4,5:3,5. Vor der Begegnung war klar, dass einer der beiden Klubs als Absteiger die Klasse wird verlassen müssen. Dabei waren die Chancen etwa gleich verteilt. Bad Mergentheim wies zwar das bessere Punkt- und sogar Brettpunktverhältnis auf, so dass eine knappe 3:5-Niederlage gereicht hätte, aber Leimen verfügte über die nach Wertungszahl deutlich besseren Einzelspieler. Zuerst schien es, als ob sich diese durchsetzen könnten, denn nach ungenauer Eröffnungsbehandlung fanden sich die Bad Mergentheimer Horst Schmidt am Spitzenbrett und Willi Groß (Brett 6) starkem Druck ausgesetzt. Die Heidelberger Vorstädter verwerteten ihren Vorteil sicher und hatten mit dieser 2:0-Führung den Vorsprung der Kurstädter bereits egalisiert. In der Nervenschlacht vor der Zeitkontrolle nach vier Stunden für vierzig Züge leitete Routinier Josef Steinmacher gegen Patrick Maes die Wende ein. Beide hatten für die letzten Züge nur noch wenige Sekunden auf der Uhr, doch setzte der Bad Mergentheimer jeden Zug exakt zum wichtigen 1:2-Anschluss. Als Kapitän Michael Pfleger nach der Zeitkontrolle eine Bestandsaufnahme machte, hatte sich das Blatt gewendet. Sein Team hatte die besseren Nerven gezeigt, lag an allen verbleibenden Brettern zumindest gleichauf und brauchte nach einem weiteren Sieg Berthold Riegels am fünften Brett nur noch einen Punkt zum Klassenerhalt. Bei den Leimenern lagen nun offensichtlich die Nerven blank. Ein harmloses Gespräch von Kai Kluss bei herrlichem Wetter außerhalb der Spielstätte sah sein Gegner als Regelverstoß an und reklamierte in völlig ausgeglichener Stellung den Sieg für sich, was der Mannschaftsführer der Gastgeber als Turnierleiter gerne bestätigte. In über 30 Jahren Schach war dies Kai Kluss noch nie passiert und er legte umgehend Protest ein. Dennoch war es für seine Mannschaftskameraden schwierig, in der längeren teils lautstarken Auseinandersetzung und unter dem Druck des Entscheidungsspiels weiter konzentriert zu Werke zu gehen. Die Nerven von Kapitän Michael Pfleger (Brett 2) und seinem Sohn Jürgen Pfleger (Brett 7) hielten tatsächlich – auf jeden Fall besser als die ihrer Gegner. Unter dem Druck, unbedingt gewinnen zu müssen, überzogen die Leimener ihre Stellung durch zu riskantes Spiel. Eiskalt ausgekontert blieb nach knapp sechs Stunden nur noch die Aufgabe zum 4,5:3,5-Sieg Bad Mergentheims. Klaus Kistner hatte an Brett 3 zwischenzeitlich mit einem ungefährdeten Remis einen halben Zähler beigesteuert. Der Jubel war groß, als mit diesem dritten Sieg in Folge der zu Saisonmitte nicht mehr für möglich gehaltene Klassenerhalt geschafft wurde. Obwohl die Kurstädter nach Deutscher Wertungszahl (Maß der individuellen Spielstärke) als Zweit-Schlechtester und damit als sicherer Abstiegskandidat gehandelt wurden, landeten sie am Ende auf einem guten fünften Platz. Ausschlaggebend war eine geschlossene Mannschaftsleistung ohne Ausreißer nach unten und sicher auch die besseren Nerven in den Abstiegsschlachten zum Saisonende. Mit dem Klassenerhalt der Reserve und dem verlustpunktfreien Aufstieg der ersten Mannschaft aus der Oberliga Baden in die Zweite Bundesliga beenden die Schachfreunde die beste Saison ihrer Geschichte.
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